Fünf Fragen an Rolf von der Horst
Thomas Müller:
Haben Sie in der langen Geschichte drei Lieblingsprojekte, die im kommunalen Raum realisiert und in der Fachzeitschrift Stadt und Raum vorgestellt worden sind!? Welche sind Ihnen in Erinnerung geblieben und warum?
Rolf von der Horst:
In der Fachzeitschrift STADT und RAUM haben wir bei der Veröffentlichung von Projekten und Themenbeiträgen die Messlatte recht hoch gelegt. Das positive Feedback auf die Beiträge waren eigentlich kein besonderer Verdienst der Redaktion sondern der vieler Planerinnen und Planer, die mit Engagement und großem Know-how öffentliche Räume gestaltet haben. Für mich war die Themenvielfalt stets wichtiger als ein einzelner Beitrag.
Umgekehrt könnte ich auch sagen: Viele Beiträge waren »besonders«, zumal jedes Projekt letztendlich unter besonderen Rahmenbedingungen entstanden ist. Das betrifft Aspekte wie beispielsweise das Budget, das Zusammenspiel von Akteuren, die Zielgruppenorientierung oder spezifische thematische und gestalterische Aufgabenstellungen »vor Ort«. Diese Vielfalt war weit entfernt von rezeptartigen Beschreibungen.
Positiv für die Qualität von Spieleräumen ist es meist, wenn Akteure interdisziplinär zusammenarbeiten. Meine Lieblingsprojekte sind dabei viel zahlreicher, als dass ich sie auf »Gold, Silber oder Bronze« reduzieren könnte: Ich erinnere mich gerne an viele der mit dem Deutschen SPIELRAUM-Preis ausgezeichneten Projekte.
Thomas Müller:
Haben Sie ein Lieblingsspielplatzgerät?
Rolf von der Horst:
Nein! Oder vielleicht doch?
Aber zum einen möchte ich ungern Äpfel mit Birnen vergleichen. Damit will ich ausdrücken, dass ich eine Betrachtung innerhalb einer (Geräte-)Kategorie als »spannender« empfinde. Was unterscheidet also diese Schaukel von jener, dieses Spielhaus von einem anderen? Dabei komme ich als Kriterium für einen Vergleich auf die einzelnen Spielfunktionen und ihre Vielfalt – ob und wie stark Kinder variieren und wählen können, wie sie ein Objekt bespielen; in welchem Umfang und Rahmen es ihnen kreative, eigene Aneignungen erlaubt, die bei der Herstellung möglicherweise gar nicht geplant waren.
Ich persönlich schätze in diesem Zusammenhang sehr den Begriff »Spielwert«, auch wenn der in den letzten Jahren wohl aus der Mode gekommen ist. Und die Gerätesicherheit? Die Materialqualität? Die Robustheit oder Nachhaltigkeit in der Produktion? Geschenkt! Diese Grundvoraussetzungen sollten selbstverständlich sein.
Thomas Müller:
Als Printausgabe ist die Stadt und Raum zum letzten Mal erschienen. Wie sieht die Zukunft bei Ihnen aus? Wie geht es mit dem Deutschen SPIELRAUM-Preis weiter?
Rolf von der Horst:
Die Kooperation mit der Internationalen Fachmesse für Freiraum, Sportanlagen und Bewegungseinrichtungen (FSB vom 24. bis 27. Oktober in Köln) wird 2023 weiter fortgesetzt.
Der Schwerpunkt liegt auf der Einbindung von Planerinnen und Planern auf einem Gemeinschaftsareal und einem Vortragsprogramm im planerFORUM; dann auf der Gestaltung beziehungsweise Koordination von Sonderschauen. Unterstützt werden wir dabei vom bdla NRW für einen speziellen Programmstrang für PlanerInnen.
Den Deutschen SPIELRAUM-Preis gibt es seit über 20 Jahren. Wir werden in diesem Jahr leider aussetzen und uns in den nächsten 12 Monaten neu »aufstellen«: Das gilt für neue Partnerschaften, Sponsoren und die mediale Ausrichtung. Wichtig ist für mich dabei, dass die Fachkompetenz und die Unabhängigkeit der Jury immer an erster Stelle steht.
Thomas Müller:
Wie sieht die Zukunft der Stadtgestaltung aus, welche Themen werden Ihrer Meinung nach eine Rolle spielen?
Rolf von der Horst:
Themen der Stadtgestaltung leiten sich ab aus weltweiten, jahrelang andauernden Megatrends wie Globalisierung, Digitalisierung, Demografischer Wandel oder beispielsweise Gesundheit und Ernährung. Das ist überhaupt nicht neu, wird uns aber noch über viele Jahre beschäftigen. Wobei »Dauerthemen« für viele Medien nicht attraktiv sind: Sie suchen die coole Schlagzeile – am besten: »Weltneuheit!« – lieber als das komplexere Dauerthema.
Themen für die Stadtgestaltung? Unendlich viele, die nur scheinbar gegensätzlich sind: Also Smart City ebenso wie die Grüne Stadt oder Design für Alle versus spezialisierte Bewegungsangebote im urbanen Raum. Gefragt sind Mischungen, Vernetzungen, Multifunktionalität. Dabei ist das Thema Klimawandel von allerhöchster Priorität.
Thomas Müller:
Zukunft Messe: Welche Aspekte und Themen werden auf der Messe FSB in den nächsten Jahren bespielt werden?
Rolf von der Horst:
Eine Aufgabe der FSB wird es sein, verstärkt Best-of-Practice-Beispiele abzubilden. Gut, wenn dabei der Spagat gelingt zwischen »zeitlosen« Themen und aktuellen Erwartungen von Fachbesuchern an die Aussteller.
Stadt- und Freiraumgestaltung ist ein Prozess, der besonders moderiert werden will. Neue Dialogformen zwischen diesen »Playern« werden das Messeprofil weiter schärfen. Ich vermute, dass Form und Qualität dieses Dialogs oft wichtiger sind als das Thema selbst.
Thomas Müller:
Vielen Dank für dieses Gespräch.