IAKS Zukunftstrends
Mit ihren Zukunftstrends möchte die IAKS wichtige weltweite Entwicklungen im Bereich der Sport- und Freizeitanlagen für Branchenexperten und Nicht-Branchenexperten umreißen.
Die Vorschläge greifen von Experten beobachtete Aspekte und Trends auf, erheben jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Auch spiegelt die Reihenfolge der Vorschläge nicht den Grad ihrer Bedeutung wider. Einige widersprechen sich sogar, was nicht verwundert in einer Welt, die immer komplexer wird und in der es oft keine allgemeingültige Patentlösung gibt. Die unterschiedlichen Anforderungen und Entwicklungen an einem Standort müssen berücksichtigt werden, wenn für eine bestimmte Sport- und Freizeiteinrichtung eine nachhaltige Lösung angestrebt wird.
Autor: IAKS International Association for Sports and Leasure Facilities
Öffentlicher Raum für Sport und Freizeit
Die Individualisierung unserer Gesellschaft und neue Arbeitsformen mit verschwimmenden Grenzen von Arbeit und Freizeit führen zu einer höheren Nachfrage nach Individualsportarten wie Schwimmen, Joggen und Rad fahren. Diese werden häufig im öffentlichen Raum ausgeübt, der nicht eingeschränkt ist durch Öffnungszeiten, beispielsweise Fahrradstrecken ohne Straßenüberquerung wie das Projekt SkyCycle in London.
Multifunktionalität und Sicherheit sind damit wichtige Anforderungen an eben jene öffentlichen Räume. Zu-gleich müssen auch am Arbeitsplatz Möglichkeiten zur sportlichen Betätigung vorhanden sein. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Sporteinrichtungen (insbesondere Sporthallen) Einzelpersonen zugänglich zu machen entsprechend dem dänischen Vorbild, wo Sporthallen inzwischen als "überdachter öffentlicher Raum" gelten.
Zunehmende Bedeutung von Multifunktionalität
Die Individualisierung der Gesellschaft bringt zudem viele neue Sportarten hervor, häufig in Verbindung mit einer Lifestyle-Komponente. Da es nicht für alle Sportarten eigene Anlagen geben kann, müssen die bestehenden Sport- und Freizeiteinrichtun-gen immer multifunktionaler werden.
Infrastruktur für sanfte körperliche Aktivität
Sportinfrastruktur muss auch Raum für „sanfte“ körperliche Aktivität bieten. Die zunehmend inaktive und übergewichtige Bevölkerung wird nicht zu einem aktiveren und gesünderen Lebensstil zurückkehren, indem sie klassischen Sportarten nachgeht. Diese Menschen müssen behutsam an körperliche Aktivität herangeführt werden, wobei gleichzeitig ein Anreiz über Freizeitangebote geschaffen werden muss, beispielsweise in Form von Indoor-Spielecken für Kinder in Sporthallen oder auch in Gestalt innovativer Initiativen wie dem „bewegten Schulweg“ in Salzburg (Spielplatzgeräte entlang des Schulwegs).
Darüber hinaus bringt auch der zunehmende Stellenwert der Gesundheit (einschl. psychische Gesundheit/Stressabbau) im Rahmen körperlicher Aktivität ganzheitlichere Trend- und Lifestyle-Sportarten hervor. Neue Arten von Sport- und Freizeitaktivitäten gewinnen an Bedeutung, z. B. Yoga oder Pilates. Die Sport- und Freizeitinfrastruktur muss an diese steigende Nachfrage angepasst werden.
Erweiterte Barrierefreiheit und eine alternde Gesellschaft
Das ursprüngliche Konzept der Barrierefreiheit, das primär dazu dienen sollte, den Bedürfnissen von Rollstuhlfahrern zu entsprechen, wurde in den vergangenen Jahren stark ausgeweitet. Dies ist nicht zuletzt auf den demografischen Wandel und die höhere Lebenserwartung zurückzuführen. Neue Anforderungen für Sport- und Freizeiteinrichtungen sind entstanden, beispielsweise in Bezug auf Treppen, Beleuchtung, Beschilderung und Lautsprechersysteme, die für alle Benutzergruppen barrierefrei ausgelegt sein sollten.
Unsere alternde Gesellschaft räumt älteren Bürgern größere Priorität innerhalb der Sportgemeinschaft ein. Es entsteht eine Nachfrage nach neuen Sportarten bzw. neuen Formen der Ausübung bestehender Sportarten, darunter Nordic Walking, Pickleball, Mall Walking, Tanzen, Rasen-Bowling.
Wirtschaftliche Herausforderungen
Knappe öffentliche Budgets verlangen nach einer Priorisierung von Fördermitteln, langfristigen Business-Plänen und einer Nutzungsänderung bestehender Einrichtungen anstelle von Neubauten. Im Wettstreit um öffentliche Zuschüsse müssen Sport- und Freizeitanlagen der öffentlichen Hand und anderen Akteuren ihren „Wert für die Öffentlichkeit“ belegen (auch Sozialrendite genannt) und nachhaltige Geschäftsmodelle entwickeln.
Neue Projekte werden häufig über neue Modelle der Partnerschaft mit privatwirtschaftlichen Unternehmen sowie neue Modelle der Umsatzgenerierung realisiert. Die Wirtschaftlichkeit kann auch über Einrichtungen mit einer Vielzahl an Komponenten gesteigert werden, in denen profitable Lifestyle-Sportarten unrentable traditionelle Sportarten mittragen, d. h. indem beispielsweise einem auf Leistungstraining ausgerichteten Vereinsschwimmbad Freizeitelemente oder ein Fitnessclub hinzugefügt werden.
Für Entwicklungsländer sind Bau und Unterhalt von Sporteinrichtungen für sich genommen schon eine große Herausforderung. Erschwerend kommt hinzu, dass die Menschen sich den Zugang zu Sport- und Freizeitanlagen auch finanziell leisten können müssen.
Vielseitige Entwicklung von Marktsegmenten
Die zunehmende Kommerzialisierung von Zuschauer-/Mediensportarten führt zu einer frühen Trennung von Leistungs- und Freizeitsport, häufig begleitet von privat finanzierten Zuschauereinrichtungen, die einer einzigen Sportart vorbehalten sind, wie beispielsweise Fußballstadien. Hinzu kommt, dass auch die Anlagen für den kommerziellen Lifestyle-Sport gewöhnlich privat finanziert werden, wie z. B. Fitnessclubs. Dieser Trend führt dazu, dass Gemeinde- und Schuleinrichtungen nur die unrentablen Sparten bleiben, beispielsweise Schwimmbäder für das Vereinstraining und klassische Turnhallen.
Sport- und Freizeiteinrichtungen in Städten und Vorstädten
Die Urbanisierung an sich schränkt den für Sportanlagen verfügbaren Raum ein, sodass entsprechende Anlagen auf andere Gebäude aufgesetzt werden oder ihren Fußabdruck reduzieren müssen. Zweitens verschwinden mit der Urbanisierung freie Flächen. Daher müssen die vorhandenen Freiflächen multifunktionaler werden und vielfältige Formen von Bewegung ermöglichen, wie z. B. Superkilen in Kopenhagen. Spielplätze für Kinder spielen eine wichtige Rolle bei der Motivation von Kindern, sich zu bewegen. In den Vororten ist die soziale Funktion von Sport- und Freizeitanlagen von Bedeutung. Sie müssen multifunktional sein und einen Treffpunkt für die Menschen vor Ort bilden. Dies gelingt nur, wenn die Einrichtung alle Akteure einbezieht und somit „nah am Menschen“ ist. Sportanlagen spielen überdies eine wichtige Rolle in der sozialen Arbeit/Präventionsarbeit für die Jugend (siehe Street Mekka in Kopenhagen).
Sicherheit
Die Bedrohung durch den Terrorismus, eskalierende Hooligan-Übergriffe und verstärkter Vandalis-mus erfordern Maßnahmen in Zuschauer- und Sportanlagen wie Eingangskontrollen, Videoüberwachung, Sicherheitspersonal und Austausch von Informationen zwischen Organisationen.
Die gestiegene Verantwortlichkeit von Sportanlagen gegenüber ihren Nutzern erhöht die Anforde-rungen im Vorfeld der Baugenehmigung und verleiht Lizenzprodukten noch größere Bedeutung.
Auswirkungen des Klimawandels
Der Klimawandel rückt die Nachhaltigkeit immer mehr in den Blickpunkt. Das erfor-dert überprüfbare Baumaterialien sowie einen möglichst geringen Verbrauch an Energie und Ressourcen während des Betriebs (z. B. Wärmerückgewinnung, Kraft-Wärme-Kopplung).
In einigen Regionen erfordert der Klimawandel umfassenderen Schutz von Anlagen gegen Witterungseinflüsse wie Hitze und Nässe. Die Luftverschmutzung sorgt ebenfalls für neue Herausforderungen und schränkt Outdoor-Aktivitäten ein.
Multimediale Einrichtungen
Die Allgegenwart digitaler Technologien macht den digitalen Zugang von Sport- und Freizeiteinrichtungen vor und während des Besuchs unverzichtbar. Auch die virtuelle Realität (also die Verknüpfung von Realität und virtuellen Elementen) wird im Sport Einzug halten. Erste Schritte in diese Richtung sind Wii Sports und Pokémon Go. Eine weitere Entwicklung ist die steigende Nachfrage nach Sport-Tracking und sonstigen Leistungsmessungen.
Internationale Angleichung der Nachfrage
Globalisierung, Internet und die zunehmende Mobilität der Menschen führen zu einer Homogenisierung der Erwartungen an Sport- und Freizeitanlagen. Darum tendieren Nutzer weltweit hin zu bewährten Modellen. Globale Trends sollten deshalb im Licht der zunehmenden Harmonisierung internationaler Qualitätsstandards aufmerksamer verfolgt werden.
Parallel hierzu steigt mit der Migration die kulturelle Vielfalt innerhalb der einzelnen Länder – neue Sportarten und Formen der Sportausübung könnten sich hieraus entwickeln.
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