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Innovative Strategie für Spiellandschaften im Smale Riverfront Park in Cincinnati

Stadtplanung: „WHERE DESIGN MEETS PLAY“

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Im Rahmen der Neukonzeptionierung des Flussufers entwickelte die Stadt Cincinnati ein innovatives und differenziertes Parkprojekt. Kate Tooke, Assoziierte Direktorin bei Sasaki, erläutert das Planungskonzept für den Park, der neugierige Besucher aller Altersgruppen zum Spielen einlädt.

Kate Tooke, ASLA, PLA, Assoziierte Direktorin bei Sasaki

Kate Tooke, ASLA, PLA, Assoziierte Direktorin bei Sasaki

Im Rahmen eines umfassenden Masterplans zur Neukonzeption des Flussufers entwickelte die Stadt Cincinnati ein innovatives und differenziertes Parkprojekt. Der Entwurf entstand in der Folge umfassender multidisziplinärer Forschungs- und Theoriearbeit mit dem Ziel, eine ansprechende und zugleich herausfordernde Spielfläche für Kinder und Familien einzurichten. Kate Tooke, Assoziierte Direktorin bei Sasaki, erläutert das Planungskonzept für den Park, der neugierige Besucher aller Altersgruppen zum Spielen einlädt.

Stadtplanung: Smale Riverfront Park - Abenteuerspielplatz

Angesichts des Bestrebens moderner Stadtplanung, eine aktive Nutzung des städtischen Raums zu ermöglichen, bieten öffentliche Parks in Form und Funktion ein enormes Entwicklungspotenzial. In der Olmsted-Ära zählte bei Parks weitgehend der landschaftliche Aspekt: weitläufige, von Bäumen gesäumte Wege, Panoramablick usw. Diese um die Jahrhundertwende angelegten Parks waren als idealisierter Hinterhof für geschäftige Stadtbewohner konzipiert, die dem anstrengenden Stadtleben entrinnen wollten. Moderne Parks müssen dieses Olmsted‘sche Ideal von Natur und passiver Erholung in eine Balance zu den vielfältigen, intensiven Anforderungen der lokalen Anwohner bringen, die in der Vergangenheit in den Vorgärten und auf den Veranden der Häuser erfüllt wurden. Unsere Parks und Plätze müssen als Orte der sozialen Begegnung und des Rückzugs gleichermaßen fungieren. In einer Zeit, in der sich die Ballungsräume weiter verdichten und der Druck unserer digitalen Welt sich in immer vielfältigerer Weise manifestiert, müssen die Parks unserer Städte mehr denn je als Vorder- und Hinterhöfe zugleich dienen – als Orte, an denen wir Entspannung und landschaftliche Schönheit in Einklang mit der Nutzung als sozialer Treffpunkt und Aktivitätsfläche erleben können.

Die Stadt Cincinnati hat in den vergangenen Jahrzehnten wie viele andere postindustrielle Städte mit viel Aufwand ihr Verhältnis zu ihrem Fluss neu definiert. Das Narrativ: die Umwandlung alter Industrieflächen in aktive Erholungsräume. Der vor diesem Hintergrund entstandene Smale Riverfront Park ist ein Beispiel dafür, wie eine moderne öffentliche Fläche dank innovativer Planung und Entwicklung die Eigenschaften eines Vorgartens und Hinterhofes in einer ausgewogenen Mischung anbieten kann. Diese Ausgewogenheit zeigt sich wohl nirgends deutlicher als in den Spiellandschaften des Parks: Mit einer einzigartigen Kombination aus Kletterwänden, Boulderflächen, Brücken, Baumstämmen, Hangrutschen und interaktiven Wasserspielen (statt Standardelementen aus Kunststoff) werden Parkbesucher aller Altersgruppen zum Spielen aufgefordert. Der Park mutet ein wenig wild und waghalsig an, wie ein Ort, an dem das Unerwartete geschehen kann. Zugleich ist hier auch genau die Art von Gartenzaunerlebnis möglich, nach dem sich alle Städter sehnen: ein flexibler sozialer Raum zum Vernetzen, als Treffpunkt, als Ort des gemeinsamen Spielens.

In vielen europäischen Städten haben Abenteuerspielplätze wie dieser den klassischen Kunststoffspielgeräten bereits den Rang abgelaufen und prägen das Stadtbild. Sie sind eine Reaktion auf Studienergebnisse zum Spiel- und Lernverhalten von Kindern und auf die Erkenntnis, dass es wichtig ist, sich kontrolliert auszuprobieren und etwas zu wagen. Die meisten amerikanischen Städte sind auf diesem Gebiet jedoch langsamer. Und doch ist der alternative Tenor des Abenteuerspielplatzes den amerikanischen Städten bei der Neukonzeption und Aktivierung vormals industriell genutzter Flächen wie auf den Leib geschneidert. Der Smale Riverfront Park in Cincinnati zeigt, wie Treffpunkte mit unterschiedlichen Nutzungsformen perfekt für Spiellandschaften genutzt werden können, die in den Vereinigten Staaten noch lange kein Standard sind.

Der Weg des Projekts

Planungsphasen des Smale Riverront Parks

Die Realisierung des Smale Riverfront Park ist ein über mehrere Jahrzehnte angelegter Transformationsprozess. Mitte der 1990er Jahre befand sich am heutigen Standort des Parks größtenteils ein ehemaliges Industrieareal am Ohio River. Wie so viele Industriebrachen an Flüssen überall in den USA war das Gelände überzogen von Parkplätzen und leeren Industrieparzellen, die regelmäßig überflutet wurden. Hinzu kam eine vierspurige Autobahn, die direkt am Flussufer entlangführte und die Stadt vom Fluss abschnitt.

Im Zuge eines Masterplans für den Stadtteil im Jahr 1999, der hohe Entwicklungsziele für das Land entlang des Flussufers setzte, beauftragte die Stadt Sasaki mit der Entwicklung von Planungskonzepten für mehr als 13 Hektar Land, von dem über die Hälfte innerhalb der Flutzone lag. Ein Team aus Landschaftsarchitekten, Stadtplanern und Ingenieuren entwickelte einen mehrphasigen Ansatz, beginnend mit der Verlegung der Autobahn, um Platz für den Park zu schaffen. Fünf Phasen für den Park sind mittlerweile abgeschlossen, derzeit beginnen die Planungen für die sechste Phase.

Die Spiellandschaften des Parks – der Heekin Family/Grow Up Great Adventure Playscape und der P&G goVi¬brantscape – liegen beide in der Flutzone der Stadt. Sie wurden im Frühjahr 2015 gemeinsam eröffnet. Zusammen lassen sie die traditionellen Grenzen zwischen Park und Spielplatz verschwimmen: Kinder und Familien betreten die Flächen von allen Seiten, das Spiel erweitert sich auf die umliegenden Rasenflächen und Wege sowie den Mehrzweckbereich unterhalb des Brückenpfeilers. Eine Reihe zusätzlicher Anziehungspunkte im Park – darunter ein Karussell, ein Labyrinth, Hollywood-Schaukeln und Picknickbereiche – sorgen dafür, dass viele Familien gleich einen ganzen Tag im Park verbringen, ihn erkunden und Abenteuerspaß an der frischen Luft suchen.

Spiellandschaften – Ursprung und Elemente

Smale Riverfront Park - Piano

Der Masterplan für den Park aus dem Jahr 1999 sah ganz allgemein einen Kinderspielplatz am Flussufer vor, ent¬hielt aber keinerlei Spezifikationen zu Standort oder Typologie. Das Team der Stadtplanung zog unterschiedliche Formen der Umsetzung in Betracht, unter anderem konventionelle Spielgeräte oder einfach geschwungene Rasenflächen. Schließlich setzte sich aber die kühne Vorstellung durch, eine neue Art von inspirierender Aktivspielfläche zu schaffen. Als 2013 die konkrete Planung begann, gab es einen Konsens: Die Spielplätze sollten neue Standards setzen. Inspiriert von Besuchen europäischer Spielplätze sprach sich das Team des Bauherrn für einen „Ort des Abenteuers und der Herausforderungen“ aus, bei dem die typischen Spielgeräte „von der Stange“ außen vor bleiben sollten. Zugleich meldeten sich mit The Heekin Family, PNC Bank und Proctor & Gamble drei wichtige private Geldgeber zu Wort, die sich speziell dafür aussprachen, Spielplätze zu finanzieren, die Bewegung und Entdeckergeist bei Kindern und Familien fördern. Die übereinstimmenden Interessen und Absichten von Bauherrn und Geldgebern bildeten ein solides Fundament für die konzeptionelle Planung.

Frühe Zeichnungen und Studien für den PNC-/Heekin-Abenteuerspielplatz waren inspiriert von der Kultur- und Umweltgeschichte des Ortes. Als zentrales strukturierendes Element entstand ein Tal, in Erinnerung daran, wie der Fluss die Landschaft im Laufe der Geschichte geformt hat. Zwei Brücken über das Tal symbolisieren die zahlreichen Flussübergänge, insbesondere die historische Roebling-Hängebrücke, die den Smale Riverfront Park auf ihrem Weg über den Ohio River in Richtung Kentucky kreuzt. Als Materialien für die Spiellandschaft wurden vornehmlich lokale Baustoffe ausgewählt: Für die Felsen wurden Sandsteinblöcke aus der Umgebung verwendet, ein Baustoff, der auch für die Pfeiler der benachbarten Roebling Bridge zum Einsatz kam. Der Großteil der Holzelemente auf dem Spielplatz besteht aus dem verrottungsbeständigen einheimischen Holz umgestürzter Johannisbrotbäume aus anderen öffentlichen Parks in Cincinnati. An die wirtschaftlichen und industriellen Wurzeln Cincinnatis und das „Wappentier“ der Stadt erinnert ein Spielbau in luftiger Höhe: ein fliegendes Schwein, getauft auf den liebevollen Namen „Oink-i-thopter“.

Theoretische Psychologie trifft auf handfeste Planung

Dem Layout und den spezifischen Merkmalen des PNC/Heekin Adventure Playscape liegt ein forschungsbasierter Prozess zugrunde: Für die Planung wurden die sechs Kategorien von riskantem Spiel der norwegischen Psychologin Ellen Sandseter aufgegriffen. Elemente wie die Rutsche, Kletterwände und Brücken wurden in der Absicht geplant, den Parkbesuchern den Eindruck großer Höhen und schneller Geschwindigkeiten zu vermitteln. Die kleinen Felsnischen und die sich windenden Pfade entsprechen dem Wunsch nach unabhängiger Erforschung und Mysterien. Die meisten Elemente verursachen ein gewisses Gefahrempfinden – ein Fuß könnte durch das Netz der Seilbrücke gleiten, eine Hand könnte oben an der Kletterwand abrutschen –, ohne dass tatsächlich eine Gefahr entsteht. Teri Hendy, eine Spielberaterin, die sich auf alternative Spielumgebungen spezialisiert hat, arbeitete mit dem Planungsteam zusammen, um sicherzustellen, dass jedes der individuell entworfenen Elemente die Standards des Sicherheitshandbuchs für öffentliche Spielplätze erfüllte.

Zwar lag der Fokus des PNC-/Heekin-Abenteuerspielplatzes definitiv darauf, Kindern Raum für Bewegung und Herausforderung zur Verfügung zu stellen, aber auch andere Arten von Spiel sollten nach dem Willen des Planungs¬teams aufgegriffen werden. Anhand der Theorie der vier Formen des Spiels von Sara Smilanski wurden im Rahmen der frühen Planungsgespräche auch das dramatische Spiel und das Konstruktionsspiel einbezogen. Nebelsprüher machen das Spiel geheimnisvoll und inspirieren zu Fantasiespielen, in die Felsen eingelassene Steine in Form von Fossilien sorgen für Entdeckergefühl und Erstaunen.

Die Planung der Konstruktionsspielbereiche erwies sich als am kompliziertesten, da entsprechende Umgebungen, die auch lose Bestandteile wie Sand, Wasser oder Steine beinhalten, in der Regel Bedenken hinsichtlich Instandhaltungskosten und Sicherheit mit sich bringen. Diese konnte das Team im Planungsprozess für den P&G goVi¬brantscape auflösen, indem man sich für einen Wasserspielplatz ohne Sand entschied. In der Wasserspielanlage können die Kinder Wasser über Rinnen, Stauwehre und Pumpen bewegen, um eine Miniaturversion des Parks zu überfluten. Sie wurde in einem intensiven Prozess gemeinsam mit der deutschen Firma Richter Spielgeräte entwickelt. Über Monate hinweg tauschten die beiden Parteien Skizzen aus. Im Laufe dieses Prozesses entwickelte sich der Entwurf von einem einfachen Wasserbecken zu einem wahren Paradies für Ingenieure.

Einflüsse

Die beiden Spiellandschaften im Smale Riverfront Park waren schon bei ihrer Eröffnung im Frühjahr 2015 ein voller Erfolg. Aufgrund der zunehmenden Beliebtheit begann Sasaki, sich dafür zu interessieren, wie Kinder und Familien den Park nutzen und wie der Park unter den Aspekten der Sicherheit und Instandhaltung zu bewerten war. So wurde ein Team nach Cincinnati geschickt, bewaffnet mit Klemmbrettern, Kameras und sorgsam ausgearbeiteten Datenerfassungsbögen. Mehr als 45 Beobachtungsstunden im Park und mehr als 100 Interviews folgten. Das Team nahm Zählungen der Spielplatznutzer im Tagesverlauf vor, verfolgte die Wege einzelner Kinder, führte Interviews mit Besuchern und Interessengruppen und hörte in unterschiedlichen Bereichen intensiv zu. Alle Kommentare und Gespräche wurden in Zehn-Minuten-Sequenzen sorgsam protokolliert. Die Beobachtungen im Park förderten in Kombination mit formelleren Methoden ganz neue Perspektiven zutage.

Die Auswertung ergab eindeutig, dass der Park die Vision eines Treffpunkts voller Abenteuer und Herausforderungen erfolgreich in die Realität umsetzen konnte. Zugleich mussten die Annahmen zu den Bewegungsmustern der Parkbesucher und zur Dynamik eines Ortes wie des Smale Riverfront Park neu gedacht werden. Insgesamt waren 88 Prozent der beobachteten Nutzer (Kinder und Erwachsene!) aktiv mit Spielaktivität beschäftigt, darunter Bewegungs- und Abenteuerspiele, dramatisches Spiel und Konstruktionsspiele.

Die vielleicht wertvollste Erkenntnis aus den gewonnenen Daten zur tatsächlichen Nutzung des Parks ist wohl, dass die Spiellandschaften im Smale Riverfront Park über ein hohes Maß an generationsübergreifender Integrationsfähigkeit verfügen. Auf den meisten konventionellen Spielplätzen zeichnet sich ein einfaches Bild: Die Kinder spielen auf den Kunststoffspielgeräten, die Eltern halten sich am Rand des Spielplatzes auf. Im Smale Riverfront Park war die Dichte von Kindern und Erwachsenen hingegen relativ gleich über alle Spielzonen verteilt, und Besucher aller Altersgruppen waren gleichermaßen aktiv. Die Gründe dafür waren nach unserer Wahrnehmung divers und doch miteinander verwoben: Spaß ist ansteckend, sodass Erwachsene zum Mitspielen inspiriert werden. Der Eindruck von Gefahr oder Risiko sorgt dafür, dass sich einige Betreuer eher in der Nähe der Kinder aufhalten. Und schließlich bedürfen einige der Spielelemente der Zusammenarbeit mehrerer Personen, da sie ansonsten nicht funktionieren.

Heute, nur vier Jahre nach der Eröffnung der Spiellandschaften, wirkt es so, als ob sie schon immer da gewesen wären, und sie haben ein Eigenleben entwickelt. Als Pla¬ner, Geldgeber, Bauherren und Interessengruppen machen wir uns im Vorfeld viele Gedanken um das Potenzial eines Parks, aber letztlich sind es die Kinder, die Familien und die Gesellschaft insgesamt, die dem Ganzen Bedeutung verleihen. Die Art und Weise, wie Menschen aller Altersgruppen die Spiellandschaft nutzen, was sie mögen und was sie eher links liegen lassen – das allein entscheidet über die Zukunft des Parks. Sasaki arbeitet gemeinsam mit der Stadt Cincinnati weiter an der sechsten Phase der Umsetzung des Parks und behält in dieser Funktion die weitere Entwicklung der Spiellandschaften im Auge.

Zugleich haben der Planungsprozess und die spätere Auswertung des tatsächlichen Nutzungsverhaltens im Smale Riverfront Park bereits jenseits von Cincinnati ein Echo gefunden. Hier gewonnene Erkenntnisse sind in die Planungen von Sasaki für Parks, Plätze, Flussufer und Spielplätze überall in den USA eingeflossen, vor allem in aktuelle und anstehende Projekte in Los Angeles, Chicago, Boston und Raleigh. In einer Zeit, in der der öffentliche Raum zugleich eine Funktion als Vorgarten und Hinterhof erfüllen muss, ist es umso wichtiger, das Spiel auf spontane, natürliche und kontextbezogene Weise in die Stadtplanung einzubeziehen. Wenn die erfolgreiche Aktivierung öffentlichen Raumes in Freudenschreien gemessen werden könnte, dann würden so großartige Spielplätze wie jene im Smale Riverfront Park in den Charts mit Sicherheit ganz vorne liegen.

Zur Website der Sasaki Associates, Inc.

Quelle: Kate Tooke, ASLA, PLA, Assoziierte Direktorin bei Sasaki / IAKS sb 4/2019